Derselbe Stoff – immer wieder neu
Für mich ist es immer spannend etwas Neues auszuprobieren und dabei Entdeckungen zu machen, die meine Experimentierfreude in ungewohnte Richtungen lenken. So passt es eigentlich, dass ich gleich ganz kribbelig wurde, als ich das Buch “STOFF Manipulation” von Ruth Singer entdeckt habe.
*Das Buch „Stoffmanipulation“ von Ruth Singer wurde mir vom stiebner Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die Bildausschnitte aus dem Buch sind zur Veranschaulichung von mir fotografiert.
In dem Buch beschreibt die Autorin Möglichkeiten, verschiedene Stoffqualitäten bewusst so zu manipulieren, dass sich daraus für den Betrachter spannende und einzigartige Effekte ergeben.
Ihr Interesse an der Arbeit mit verschiedenen Stoffqualitäten wurde unter anderem durch ihre berufliche Tätigkeit in verschiedenen Museen geweckt, wo sie sich besonders für historische Kostüme und Textilien interessierte. Ruth Singers Neugierde galt seit dieser Zeit auch zunehmend alten Nähtechniken, die in Nähbüchern aus dem späten 19. Jahrhundert und späteren Werken beschrieben werden. Einige jüngere im Buch beschriebene Techniken wie die des englischen Smokens stammen allerdings aus den 1970er Jahren.
Ich muss zugeben, dass mich bereits die Infos zur Autorin und die Tatsache, wie für Ruth Singer beruflich eins zum anderen kam so gefesselt haben, dass ich mich in den letzten Wochen ein wenig eingelesen habe ins Universum der “STOFF Manipulation”.
Das Buch
Autorin: Ruth Singer
erschienen im stiebner Verlag
3. Neuauflage 2017, 175 Seiten
Kosten: 24 € (Deutschland), 24,70 € (Österreich)
ISBN-13: 978-3-8307-0911-4
Zu Beginn des Buches gibt Ruth Singer einen kleinen Einblick in die Eigenschaften verschiedener Stoffarten und unterschiedlicher Garne. Anschließend befasst sie sich mit den Hilfsmitteln, die sie für die Arbeit mit den verschiedenen Stoffen benötigt. Hier wird schnell klar, dass die Grundausstattung vor allem aus Nadel, Faden, Schere und Bügeleisen besteht. Klar kann man sich das Leben leichter machen, indem man nicht alle Arbeitsschritte mit der Hand ausführt, sondern hier und da auf die Nähmaschine und manchmal auf spezielle Maschinenfüße zurückgreift. Bei manchen Techniken, wie dem Smoken oder bei Applikationen mit der Hand ist Handarbeit aber ausdrücklich das Mittel der Wahl.
Praktisch ist in diesem Zusammenhang, dass Ruth Singer spezielle Nähtechniken, wie den Fischgrätenstich oder den Saum- und Einfassstich, in ihrem Buch erläutert.
Sie geht darüber hinaus auf Techniken, wie das Versteifen von Stoffen oder das Filzen ein, die für viele der Projekte nützlich sein können. Diese Beschreibungen sind aber eher kurz gehalten und ihr solltet, wenn ihr euch mit diesen Techniken befassen wollt, noch eine andere Beschreibung zur Hand haben.
Wie ihr in der Inhaltsangabe sehen könnt, ist das Buch in die drei Themen gegliedert:
- Falten & Biesen
- Kräuselungen & Raffungen
- Dreidimensionale Effekte
Anhand verschiedener Zeichnungen und Fotoaufnahmen erläutert Ruth Singer erst einmal die jeweilige Grundtechnik und gibt dem Leser/der Leserin anschließend die Möglichkeit, Varianten der Grundtechnik kennenzulernen.
Ich bin bereits im ersten Abschnitt absolut inspiriert worden. Unglaublich, was man alles mit Kellerfalten machen kann und wie unterschiedlich die Wirkung des jeweiligen Stoffstücks ist, wenn man nur Nuancen an den Faltenzwischenräumen oder an der Faltenrichtung verändert…
Gedanklich gefesselt hat mich auch der Buchteil, der sich mit Kräuselungen und Raffungen beschäftigt. Hier hat mich vor allem die Einführung in die Technik des Smokens sehr fasziniert. Bisher habe ich Gesmoktes oft bestaunt, mich aber selbst noch nie daran gewagt, diese Technik einmal auszuprobieren. Im Buch finde ich nun netterweise gleich verschiedene Anleitungen, Stoffe mit der Smoktechnik zu raffen. Hier kann ich neben dem einfachen Smoken auch die Techniken des Amerikanischen- und Englischen Smokens ausprobieren. Unglaublich, wie man mit dieser Technik Gitter- und Pfeilmuster und Kästchenmuster in Stoffe zaubern kann!
Nachdem ich mir die Smoktechnik sehr gut vorstellen kann, um Accessoires wie Kissen o.ä. zu gestalten, könnte das englische Smoken auch sehr interessant sein, um spannende Effekte in Blusen oder Röcke zu zaubern. Habt ihr schon Erfahrungen mit dieser Technik im Zusammenhang mit Kleidung gesammelt?
Nachdem ich so viele spannende Falt- und Rafftechniken kennengelernt habe, hatte ich ziemlich große Lust, einen Projektvorschlag aus dem Buch einmal auszuprobieren.
Ich habe mich entschieden, das “Wandpanel aus Flugzeugen” zu gestalten. Passenderweise hatte ich hier noch ein paar verpfuschte Leinwände liegen, die so doch noch einen Nutzen hatten.
Für dieses Projekt braucht ihr ein Stöffchen und eine Leinwand. Jetzt könnt ihr nach der Beschreibung aus dem Buch kleine “Stoffflugzeuge” falten, die schließlich auf den Stoff für die Leinwand aufgenäht werden. Im letzten Schritt wird der Stoff auf die Leinwand gezogen und darauf befestigt.
Für mein erstes Panel, das ich für mein “Kreativzimmer” gewerkelt habe, habe ich ein altes Baumwollbettlaken verwendet und habe die Faltung der Stoffflugzeuge etwas abgeändert. Ich wollte das Projekt unbedingt noch mit einem etwas grober gewebten Stoff, wie etwa Leinen, ausprobieren. Gefreut habe ich mich über ein altes Leinenhemd, das hier schon seit geraumer Zeit herumliegt und sich langweilt, da es vom Schnitt her schon seit längerem aus der Mode gekommen ist. Jetzt kann ich euch quasi ein Wandpanel aus upgecycleten Stoff zeigen. Die Knopfleiste des Hemdes habe ich erhalten, um einen extra Effekt auf der Leinwand zu erzeugen:
Dieses Panel gefällt mir eigentlich noch besser als meine Erste Version.
Mein Fazit zum Buch
Für mich waren viele Ideen und Möglichkeiten, wie Stoffe manipuliert werden können, ziemliches Neuland. Klar habe ich in der Vergangenheit immer dann, wenn ich etwas gerafft oder Falten in ein Kleidungsstück eingearbeitet habe, quasi den verwendeten Stoff “manipuliert”. Trotzdem war es super spannend, mithilfe des Buches diese Manipulation einmal ganz bewusst einzusetzen und teilweise auch zu übertreiben, um spannende Effekte zu erzeugen. Hier liefert das Buch einen wahren Blumenstrauß an Inspiration für zukünftige Nähprojekte. Die Zeichnungen und Bilder in den einzelnen Buchabschnitten helfen dem Leser/der Leserin dabei, die Ideen am eigenen Stoff nachzuvollziehen.
Ein paar Projektvorschläge können euch dabei helfen, die im Buch gewonnenen Inspirationen am konkreten Projekt auszuprobieren. Insgesamt ist das Buch aber so angelegt, dass euch selbst überlassen wird, wie ihr euren manipulierten Stoff weiterverarbeiten wollt.
Ich bin froh, über die neuen Möglichkeiten der Stoffgestaltung, die ich durch das Buch kennengelernt habe und werde die ein oder andere Idee mit Sicherheit in zukünftige Nähprojekte miteinbeziehen.
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Klingt spannend! Und dann ist auch noch gleich etwas Kunst fürs Nähzimmer entstanden, sieht toll aus! Regina
Liebe Regina,
spannend war die Lektüre des Buches und das selber “herumprobieren” auf jeden Fall. Als Autodidaktikfan bin ich total glücklich mit den gewonnenen Erfahrungen😊.
LG Pamela