*Das Buch „Anschlagen und Abketten“ von Lesie Ann Bestor wurde mir vom stiebner Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Individuelle Maschenanfänge und Abschlüsse für jede Gelegenheit
vor einigen Wochen habe ich eine klitzekleine Babyhose mit Strickbund als Willkommensgeschenk für einen neuen Erdenbürger gewerkelt.
Dabei hat es mir großen Spaß macht, neben dem Nähen auch einmal meine Stricknadeln zur Hand zu nehmen und mit Nadel und Wolle kreativ zu werden. Gleichzeitig habe ich versucht, mich an den guten alten Kreuzanschlag zu erinnern und daran, wie ich mein Strickgut mit einem Nadelspiel koordiniert bekomme. Es war wirklich witzig, sich die irgendwann einmal gelernten Handgriffe wieder ins Bewusstsein zu holen und es war schön zu merken, dass vergessen geglaubtes manchmal doch noch nicht komplett weg ist aus dem Kopf…
Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, wie unflexibel ich mich beim Thema “Stricken” fühle mit meinem Kreuzanschlag und der einzigen Abkettmethode, die mir noch in den Sinn kam. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich das Buch: “Anschlagen und Abketten” von Leslie Ann Bestor aus dem Hause stiebner entdeckt habe.
Das Buch
erschienen im stiebner Verlag
Autorin: Leslie Ann Bestor
3. Neuauflage 2017, 216 Seiten
Kosten: 16,90 € (Deutschland), 17,40 € (Österreich)
ISBN-13: 978-3-8307-0926-8
Wow, ein Buch, dass sich ausschließlich den verschiedenen Möglichkeiten des Maschenanschlagens und -abkettens widmet, das klang vielversprechend.
Die Autorin arbeitet selbst in einem Strickgeschäft und gibt u.a. Kurse für Strickanfänger*innen. In ihrem Buch beschreibt sie ihren Leser*innen Schritt für Schritt sage und schreibe 33 Methoden für den Maschenanschlag und 21 Methoden für das Abketten der Maschen. Bisher nicht wissend, dass es eine solche Fülle an verschiedenen Möglichkeiten für den Beginn und das Ende einer Strickarbeit geben sollte, fing ich staunend an, das Buch zu lesen.
Zu Beginn des Buches steht eine kurze Übersicht der verschiedenen Methoden zum Anschlagen bzw. Abketten der Maschen. So findet die/der Leser*in neben den Grundlagen, wie man einen “Laufknoten” bzw. einen “Überhandknoten” erstellt, u.a. Methoden für den dehnbaren, dekorativen, runden, mehrfarbigen, provisorischen Maschenanschlag. Hier finden sich verschiedenste Anschläge, die es ermöglichen, seine Strickarbeit mit langen oder kurzem Lauffaden zu starten. Für mich waren hier im ersten Augenblick vor allem die Maschenanschläge mit kurzem Lauffaden interessant.
Bei meinen bisherigen Strickarbeiten habe ich den Maschenanschlag teilweise nicht beim ersten Mal zufriedenstellend hinbekommen, da ich beim Anschlagen der Maschen entweder den Lauffaden zu kurz gehalten hatte und schließlich nicht meine gewünschte Maschengesamtzahl anschlagen konnte, oder ich habe den Faden bewusst lange gelassen und mich schließlich beim Anschlagen der Maschen mit meinem zu langen Faden verheddert.
Dank der guten Struktur in der Beschreibung der Methoden, wird es der/dem Leser*in des Buches sehr leicht gemacht, eine Anschlags- oder eine Abkettmethode auszusuchen, die genau zu den Erfordernissen für das aktuelle Strickstück passt.
Sehr interessant fand ich auch den dekorativen Aspekt einiger Anschlags- und Abkettmethoden. Hier habe ich den “Picot-Maschenanschlag” ausprobiert, der sich besonders für Strickstücke eignet, die einen dekorativen Rand aufweisen sollen. Ich kann mir diesen Anschlag gut für hübsche Akzente an Pullovern, Westen. Ponchos oder Tüchern vorstellen.
Spannend war es für mich auch eine Abkettmethode auszuprobieren, bei der zwei Strickstücke bereits durch das Abketten miteinander verbunden werden und nicht anschließend zusammengenäht werden müssen.
Bei dieser Abkettmethode arbeitet man mit insgesamt drei Nadeln.
Eine Voraussetzung für das Abketten mit drei Nadeln ist, dass die Strickstücke die gleiche Anzahl an Maschen besitzen, weswegen sich diese Methode leider nicht für jede Gelegenheit eignet, bei der zwei Strickstücke miteinander verbunden werden sollen.
Einen hübschen und dekorativen Rand bekommt man ebenfalls durch die Verwendung des “Doppeldrehanschlags”, der sich laut Autorin zum Beispiel für die Herstellung von Knopflöchern und Erzeugung von zusätzlichen Maschen am Ende einer Reihe eignet. Diese Methode des Maschenanschlags war komplett neu für mich und ich habe gestaunt, wie schnell meine Hände eine gewisse Routine um Umgang mit dieser Art des Maschenanschlags entwickelten.
Wer gerne Mützen, Handschuhe oder runde Schultertücher strickt, kommt um die Verwendung des “Runden Maschenanschlags” nicht herum. Hier werden die Maschen erst einmal mit einer Häkelnadel vorbereitet, bevor man sie auf ein Nadelspiel übernimmt, um mit der Strickarbeit loszulegen.
Mein Fazit zum Buch:
Aus meiner Sicht ist Leslie Ann Bestors Buch wie eine Art Nachschlagewerk zu verstehen, das bei jedem Strickvorhaben aufs Neue hervorgeholt werden kann, um die für ein Vorhaben geeignete Methode des Maschenanschlags- bzw. -abkettens herauszusuchen.
Die einzelnen Methoden werden sehr strukturiert von der Autorin eingeführt. Sie beschreibt für jede Methode, in welchem Zusammenhang sie sich für das geplante Strickstück eignen kann. Dank der vielen anschaulichen Schritt für Schritt Bildanleitungen konnte ich die angestrebte Methode relativ schnell auf meine eigenen Stricknadeln bringen.
Die Spiralbindung machte das Buch für mich super gut zu handhaben. So konnte ich die verschiedenen Methoden des Maschenanschlags und -abkettens in aller Ruhe Bild für Bild durchgehen ohne dass mir das Buch immer wieder zuklappt, während meine Hände mit Wolle und Nadeln hantieren!
Ich habe sehr viele Möglichkeiten kennengelernt, dekorative Akzente zu Beginn bzw. zum Ende meiner Strickarbeit zu setzen und habe mithilfe des Buches eine gewisse Sicherheit bekommen, mit verschiedenen Anschlagstechniken und Abkettmethoden zu experimentieren. So ist mir auch noch einmal deutlich geworden, dass der Kreuzanschlag eine tolle Universalmethode zum Maschenanschlag darstellt. Gleichzeitig eröffnen sich mir durch das Buch aber so viele andere Möglichkeiten und ich wurde ermuntert, einmal über meinen “Maschentellerrand” hinauszublicken und mich mithilfe der vielen alternativen Möglichkeiten meiner Experimentierfreude zu überlassen. Jetzt besteht die weitere Aufgabe wohl darin, das eigentliche Strickstück also das, was zwischen Maschenanschlag und Abketten der Maschen passiert, halbwegs gleichmäßig hinzubekommen. Aber Übung macht die Meisterin und wenn erst der Anfang gemacht ist, werde ich den weiteren Weg schon irgendwie beschreiten können…
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