Das Zero Waste Nähbuch – Buchrezension
Nachhaltigkeit…ein Thema, das uns alle betrifft
Dass viele Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, Auswirkungen auf unser Klima und unsere Umwelt haben, ist vielen von uns bewusst. Seit einigen Monaten weisen vermehrt Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern darauf hin, dass unsere Art des Konsums drastische Auswirkungen auf die Welt hat, in der sie als Erwachsene Leben werden. Die jungen Menschen, die unter dem Motto “Fridays for Future” auf die Straße gehen, um auf den Mensch gemachten Klimawandel hinzuweisen, finden es ist Zeit für klare Entscheidungen von Seiten der Politik, der Wirtschaft, aber auch von jedem Einzelnen/jeder Einzelnen von uns. Die Debatte der Kinder und Jugendlichen wird nicht nur freitags auf den Straßen, sondern jeden Tag auch in den Familien ausgetragen und führt dort nicht selten zu Konflikten, die von den jungen Menschen als Generationenkonflikt empfunden werden. Ich bin beeindruckt von der klaren Haltung der Kinder/Jugendlichen, die sich nicht auf persönliche wirtschaftliche Interessen zurückführen lässt. Diese jungen Menschen sind gerade dabei, für eine Welt zu kämpfen, in der wir alle sicher leben können. Eine Welt, in der das Ökosystem nicht komplett aus dem Gleichgewicht gebracht wird und die Folgen unserer jetzigen Konsumentscheidungen für die Welt irgendwie kompensiert oder ausgehalten werden müssen. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel auf Spiegel online habe ich gelesen, dass sich derzeit soviel Kohlendioxid in der Erdatmosphäre befindet, wie zuletzt vor rund drei Millionen Jahren. Laut Forschern des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) lag damals der Meeresspiegel um 15 bis 20 Meter höher als heute, in der Arktis wuchsen Pflanzen und Grönland war komplett eisfrei. Die Forscher haben herausgefunden, dass in den vergangenen drei Millionen Jahren die Temperaturen nie um mehr als zwei Grad höher lagen als zu Beginn der Industrialisierung (den kompletten Artikel findest du hier).
Gerade befinden wir uns bei einem globalen Temperaturanstieg von einem Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, wobei es erheblicher Anstrengungen und klarer Handlungen bedarf, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das Ziel, die Erderwärmung “deutlich” unter zwei Grad halten zu wollen, wurde im Rahmen des Pariser Klimaabkommens 2015 beschlossen. Tatsächlich wären laut dem aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC) bereits bei einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad Inselstaaten wie Kiribati nicht mehr zu retten, sondern würden vom Meer überschwemmt werden (siehe Artikel bei ZEIT Online vom 7. Oktober 2018) . Der aktuelle Bericht des Weltklimarats spricht also eine deutliche Sprache.
Bereits bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius würden Klimaveränderungen in Gang gesetzt werden, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wenn das Klima kippt, können sich die ungünstigen Veränderungen selbst verstärken, was sich in Form von Dürren, Überschwemmungen, Tropenstürmen etc. unmittelbar auf Mensch und Tier auswirkt.
Diese Informationen zu lesen ist, erst einmal harter Tobac. Und es macht deutlich, dass beim Thema “Klimawandel und Nachhaltigkeit” wir alle gefragt sind und es tatsächlich auch auf unsere Konsumentscheidungen ankommt.
Wenn ich unsere junge Generation ansehe und die Debatte beobachte, die durch diese Kinder in der Öffentlichkeit und in den Familien angestoßen wurde, bin ich zuversichtlich und hoch motiviert, meinen Beitrag zu einem nachhaltigerem Konsumverhalten zu leisten. Bisher haben wir uns als Familie bewusst dafür entschieden, privat komplett auf das Fliegen zu verzichten und beruflich, wenn möglich, in den Zug zu steigen. Wir leben ohne Auto und setzen uns, wann immer es möglich ist, auf das Fahrrad um von A nach B zu kommen. Unsere Kinder haben beschlossen, auf den Konsum von Fleisch zu verzichten, nachdem sie gelesen haben, dass alle Menschen satt werden könnten und die Energie, die in der Produktion von einem Kilo Fleisch steckt, ausreichen würde, um zehn Kilo Getreide herzustellen.
Ich bin beeindruckt von dieser Entscheidung und gleichzeitig selbst noch nicht so weit, komplett auf Fleisch verzichten zu können. Und ja, mein liebstes Hobby – das Nähen – ist leider auch nicht so ökologisch, wie ich es gerne hätte. Wenn ich in meinen Stoffschrank spitze, sehe ich Stoffe, die teilweise schon seit Jahren auf ihren Einsatz warten, die ich auf Vorrat gekauft habe, in denen viel produktionsbedingte Energie steckt. Trotzdem kann ich gerade auch durch dieses Hobby einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag leisten.
Das ZERO WASTE Nähbuch
*Das Buch „Das Zero Waste Nähbuch“ von Manuela Gaßner wurde mir vom Frechverlag Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das Foto des Bildcovers habe ich zur Veranschaulichung für euch fotografiert. Die Bildrechte liegen weiterhin bei Autor, Verlag bzw. Fotografen.
Ich will dir heute gerne ein Buch vorstellen, das im Rahmen der “Zero Waste ” Bewegung entstanden ist und vom Frechverlag verlegt wird. Es kommt mit einfach umzusetzenden Nähprojekten daher, die uns helfen können, Müll im Alltag zu vermeiden.
Das Buch
Autorin: Manuela Gaßner
erschienen im Frechverlag
2. Auflage 2019, 96 Seiten
Kosten: 15,99 € (Deutschland), 16,50 € (Österreich)
ISBN 978-3-7724-8159-8
Das Zero Waste Nähbuch liefert den Leser*innen Einblicke in grundsätzliche Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit und enthält gleichzeitig spannende und einfach umzusetzende Nähprojekte, die einen Beitrag zur Müllvermeidung leisten können.
In den einleitenden Kapiteln des Buches stellt die Autorin ihren Leser*innen konkrete Zahlen zur Verfügung, die sich rund um das Thema Müll und Recycling drehen. Hier liefert sie interessante Informationen über die gängigen Recyclingprozesse, angefallenen Müll so zu verwerten, dass er nach Abschluss des Recyclingprozesses wieder als gleichwertiges Produkt oder als weniger wertiges Produkt (Downcycling) verwendet werden kann. Sie geht auch auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Weichmachern und Co. auf unseren Hormonhaushalt ein. Hier fand ich u.a. ihre Informationen zum Thema Mikroplastik interessant.
Daneben macht Manuela Gaßner richtig Lust darauf, sich mit dem Thema Zero Waste im Zusammenhang mit dem Nähen zu beschäftigen. Tatsächlich kannst du durch die Umsetzung der Projekte sogar richtig Geld sparen im Vergleich zu Verbrauchsmaterialien, die einmal benutzt, bereits entsorgt werden müssen. Die Projektvorschläge, die sich im Buch befinden, reichen von den Themen “Küche & Kochen”, “Putzen & Ordnung” bis zum Bereich “Beauty & Pflege”. Du kannst mit Hilfe des Buches kleine Projekte wie Stoffservietten, Kaffeefilter, Teebeutel, Brot- und Lunchbeutel und sogar wiederverwendbare Küchenrolle herstellen.
Besonders angesprochen haben mich einige Projekte aus dem Bereich “Beauty & Pflege”. Hier habe ich wiederverwendbare Kosmetikpads sowie praktische Accessoires zur Aufbewahrung von Seifenstücken und Zahnbürsten genäht.
Das tolle war für mich die Tatsache, dass quasi alle Projekte aus Stoffresten oder sogar aus alten, kaputten oder verschlissenen Kleidungsstücken genäht werden können. So sind z.B. meine Kosmetikpads sowie mein Seifentäschchen komplett upgecycled. Die Kosmetikpads waren super schnell genäht und ich habe mich sehr gefreut zu entdecken, dass ich es beim Nähen selbst in der Hand habe, wie weich die Pads sich schließlich auf meiner Haut anfühlen werden. So kann ich die Pads auf einer Seite wahlweise aus Frottee oder z.B. aus weicheren wiederverwendbaren Babytüchern herstellen. Diese netten Universaltücher, die als Unterlage, oder Spucktuch fürs Kindchen verwendet wurden, lagen hier noch haufenweise ganz unten in einer Schublade herum.
Auf dem Bild zeige ich dir die Frotteevariante der Abschminkpads inklusive Aufbewahrungsbeutel:
Besonders praktisch zum Aufbewahren und Trocknen der Kosmetikutensilien erschien mir auch das Zahnbürstentäschchen und das Seifentäschchen.
Dank des Zahnputztäschchens kann die Zahnbürste nach dem Putzen so verstaut werden, dass das Bürstenköpfchen gut trocknen kann. Die Tasche kann am Knopfloch ganz einfach über einen Nagel gehängt werden. Schon ist die Zahnbürste gut aufgeräumt und kann auf ihren nächsten Einsatz warten.
Das Seifentäschchen eignet sich besonders für Reisen. Hier kann das Seifenstück gut und hygienisch verstaut werden und ist immer bereit, wenn es unterwegs gebraucht wird. Die tägliche Alternative im eigenen Bad kann das Seifensäckchen bieten, das aus “Double Gaze” genäht werden kann und ebenfalls einfach im Bad aufgehängt wird. Das schöne an diesem Material ist, dass die Seife im Säckchen trocknen kann und so auch Seifenreste noch gut verbraucht werden können ohne dass sie matschig oder brüchig werden.
Mein Fazit zum Buch:
Mit dem “ZERO WASTE Nähbuch” ist Manuela Gaßner der Spagat gelungen, über Zusammenhänge zwischen Konsumverhalten und Nachhaltigkeit zu informieren und gleichzeitig keine dogmatischen Urteile über das Konsumverhalten “der Anderen” zu fällen. Sie spricht von persönlichen Konsumentscheidungen, die im eigenen Lebensentwurf gut umgesetzt werden können und trotzdem nicht als Blaupause für alle Menschen festgeschrieben werden können. Es gibt individuell gut vertretbare Gründe, warum in einem Lebensentwurf z.B. das eigene Auto keine Rolle spielen muss, wohingegen in einem anderen Lebensentwurf nicht darauf verzichtet werden kann. Gerade die Sichtweise, dass jeder Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten ganz unterschiedliche Dinge für mehr Nachhaltigkeit unternehmen kann, hat mich als Leserin sehr angesprochen.
Die verschiedenen Projekte sind schön erklärt und einfach umzusetzen. Als besonders gelungen empfand ich die Tatsache, dass die Nähprojekte Bereiche des alltäglichen Lebens betreffen und so einmal genäht, regelmäßig zur Vermeidung von Müll beitragen. Projekte wie Seifentäschen, Teebeutel, Lunchbag und Co. sind darüber hinaus schöne Geschenkideen, die super schick aussehen und der/dem Beschenkten mit Sicherheit Freude bereiten. Ich habe mir vorgenommen, die im Buch beschriebenen Teebeutel mit meiner Tochter zu nähen, die sicherlich begeistert sein wird von der Idee. Auch die selbstgemachte Küchenrolle und die Wischtücher werden hier bald einziehen.
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Da bin ich fast schon traurig, daß ich so gar nicht nähen kann und mag, denn das liest sich richtig gut! Vielleicht kannst Du mit Deinen unendlichen Stoffresten und der großen Näh-Lust ja einen kleinen Handel aufbauen – die erste Kundin fürs Seifen- und Zahnbürstensäckchen wäre schon gefunden 😉
Liebe Fjonka,
nicht traurig sein…aber du bist es ja nur fast😉! Jeder mag und kann etwas anderes gut. Es ist doch wahnsinnig schön, wie unterschiedlich wir alle sind und wie wir das Leben um uns herum durch ganz verschiedene Leidenschaften bereichern😊.
Dein Kompliment nehme ich sehr gerne mit. Vielen lieben Dank!
LG Pamela
Tolle Sachen hast du da genäht! Besonders das Zahnbürstentäschchen gefällt mir. Das könnten wir hier auch alle gut gebrauchen, auch für Reisen. Vielleicht hast du ja auch Lust, deinen Beitrag bei meiner neuen Upcycling-Linkparty zu verlinken? Ich würde mich sehr freuen: https://www.firlefanz-schnittmuster.de/blogs/firlefanz_blog/tagged/linkparty-upcycling-love
LG Kristina
Liebe Kristina,
das Zahnbürstentäschchen ist wirklich super praktisch und wahnsinnig schnell genäht!
Das könntest du glatt irgendwo dazwischen schieben und deine Lieben für eure Reisen ausstatten! Schön deine Linkparty. Toll zu sehen, wie viele fleißige Kreative sich mit Upcycling und Co. beschäftigen!
LG Pamela
Ein Nähbuch zum Thema Nachhaltigkeit finde ich ja richtig gut. Als Näherin kann man die Projekte ganz fix umsetzen wie mir scheint. Ich mag meine selbstgenähten Kosmetikpads auch sehr gern, viel lieber als die fusseligen Wattepads. Manches geht so einfach, wenn man ein bisschen bewusster durch die Welt geht. LG Undine
Liebe Undine,
das hast du super gut erkannt. Die Projekte aus dem Buch sind total fix umzusetzen. Und trotzdem sind die meisten Projekte für den täglichen Gebrauch geeignet. Also doppelt toll – schnell genäht und dann im Dauereinsatz😊.
Und dann macht es auch noch Spaß, so wie du es schreibst, “bewusster durch die Welt zu gehen”😊…
LG Pamela
Habe gerade noch ein zwei Stündli zum Nähen. Du hast mich auf die Idee gebracht, Kosmetikpads zu nähen. Vielleicht sogar mit Beutel. Liebe Grüsse von Regula
Liebe Regula,
das freut mich total! Da wünsche ich dir viel Spaß beim Nähen und benutzen der Pads!
Bestimmt suchst du dir ein schönes Stöffchen für die Pads aus und dann ist gute Laune beim abendlichen Abschminken garantiert😊.
LG Pamela